Die heute bekanntgegebenen Auflagen des Bundesrates für die Durchführung von Grossveranstaltungen haben für mich nur einen positiven Aspekt: Nach Monaten der Ungewissheit und Planungsunsicherheit wissen wir jetzt wenigstens, unter welchen Voraussetzungen wir im Oktober in die Saison 2020/21 starten können!
Insgesamt bleiben es immer noch drastische Einschränkungen, die zu herben finanziellen Verlusten führen werden. Dass wir nur noch Sitzplätze anbieten können und alle Zuschauer im Stadion Masken tragen müssen, dass für den Eintritt und Austritt und die Konsumation gewisse Schutzmassnahmen eingehalten werden müssen, damit haben wir gerechnet. Dass wir aber unter Einhaltung dieser Schutzmassnahmen nicht sämtliche verfügbaren Sitzplätze besetzen dürfen, sondern nur zwei Drittel davon, ist zwar nicht das Worst-Case-Szenario, aber für mich immer noch ein unverständlicher und für uns folgenschwerer Entscheid, den ich nicht nachvollziehen kann. Im Flugzeug können Hunderte von Menschen auf engsten Raum stundenlang nebeneinandersitzen. Die gleiche Situation ist in den Zügen erlaubt, wo man die Passagiere nicht einmal registrieren und nachverfolgen kann. Wieso soll das nicht auch in einem Stadion möglich sein, wo man jederzeit weiss, wer auf welchem Platz sitzt?
Die Eishockeyklubs mit den viel kleineren Stadien werden von der Einschränkung der Zuschauerkapazität viel härter getroffen als die Fussballklubs. In der letzten normalen Saison 2018/19 waren die Fussballstadien zu 56% ausgelastet, die Eishockeystadien in der Qualifikation zu 89% und in den Playoffs zu 99%. Allein die Umrüstung der Stehplätze auf Sitzplätze bedeutet für uns neben nicht budgetierten Zusatzkosten schon 22 Prozent weniger Zuschauer im Stadion. Und jetzt fallen von den verbleibenden 5’700 Plätzen nochmals 33 Prozent weg und die Kapazität sinkt auf 3’800 – das ist etwas mehr als die Hälfte der ursprünglichen Kapazität von 7’200!
Der heutige Bundesratsentscheid bedeutet, dass wir unseren knapp 6’000 Saisonkarteninhabern nur noch 3'800 Plätze zur Verfügung stellen können. Wir werden uns in den nächsten Tagen intensiv damit auseinandersetzen, wie wir die Aufteilung der Plätze vernünftig regeln können. Das macht uns keinen Spass und das Ergebnis wird niemanden befriedigen, denn es wird nicht eine beste Lösung geben, sondern nur noch die am wenigsten schlechte. Wir werden uns bemühen, eine Lösung zu finden, die allen Zuschauern im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten gerecht wird, den Stehplatzabonnenten genauso wie den Sitzplatzabonnenten. Und bezahlte Leistungen, die wir nicht erbringen können, werden wir zurückerstatten. In jedem Fall sind wir auf viel Verständnis von Seiten unseres Publikums und unserer Partner angewiesen, für das ich mich jetzt schon herzlich bedanke!
Es wäre schön, wenn die Corona-Krise schon bald Geschichte wäre. Leider müssen wir heute eher davon ausgehen, dass uns das Virus und die Schutzmassnahmen die ganze Saison begleiten werden. Zudem muss unser Schutzkonzept vom Kanton zuerst noch bewilligt werden, und der Kanton hat auch jederzeit die Möglichkeit, Bewilligungen zu widerrufen, falls sich die epidemiologische Entwicklung verschlechtert.
Es bleibt eine gewaltige Herausforderung für den Eishockeysport und für den EVZ, die ohne finanzielle Unterstützung von aussen kaum zu stemmen ist. Seit bald sieben Monaten dürfen wir unsere normalen Einnahmen nicht mehr erwirtschaften, seit dem 11. Mai ist für den Sport auch keine Kurzarbeit mehr möglich. Wenn es die ganze nächste Saison andauert, dann rechne ich für das kommende Geschäftsjahr mit einem Verlust von vier bis fünf Millionen Franken. Wir werden zu einschneidenden Sparmassnahmen greifen, Lohnkürzungen vornehmen und Stellen abbauen müssen. Es ist meines Erachtens jedoch auch an der Zeit, dass der Bund in Bezug auf die Finanzhilfe für den Sport umdenkt, dass er nicht einen ganzen Wirtschaftszweig mit tausenden von Arbeitsplätzen und einer grossen gesellschaftlichen Bedeutung links liegen lässt. Dass er nicht nur Verbote und Vorschriften erlässt, sondern mit einem A-fonds-perdu-Beitrag oder wenigstens mit einem Darlehen mit Rangrücktritt auch eine ehrliche Unterstützung leistet, die nötig und mehr als berechtigt ist! Eine Überarbeitung in den politischen Kommissionen ist im Gange – wir hoffen, dass wir hier bald Klarheit haben.
Es sind viele negative Themen, die uns im EVZ (und auch unser Umfeld) seit Wochen belasten. Dennoch setzen wir uns in allen Bereichen mit positiver Motivation und Leidenschaft für die Zukunft unseres EVZ ein. Deshalb möchte ich auch mit einer positiven Botschaft schliessen: Geschätzte EVZ Familie, herzlichen Dank für den Rückhalt und die Solidarität, die wir auch in diesen schwierigen Zeiten erhalten! Und zum Schluss ein kräftiges Hopp EVZ!
Patrick Lengwiler, CEO EVZ