Will man nicht wahrhaben, was auf dem Spiel steht?

EVZ
Mittwoch, 05.08.2020 // 15:59 Uhr

Am 12. August gibt der Bundesrat bekannt, welche Regeln für Grossanlässe ab September 2020 gültig sind. Viele Spekulationen stehen im Raum. Wird das Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Personen vom Bund landesweit bis Ende Dezember 2020 oder gar bis Ende März 2021 verlängert? Wird die Entscheidung, welche Veranstaltungen unter welchen Bedingungen mit wie vielen Personen stattfinden können, den Kantonen überlassen? Kann die Eishockeysaison 2020/21 am 18./19. September mit einem geeigneten Schutzkonzept termingerecht und mit Zuschauern gestartet werden?

Liebe EVZ Familie

Als Vertreter des EVZ habe ich in den letzten Wochen und Monaten an unzähligen Sitzungen teilgenommen, unzählige Gespräche geführt und unzählige Argumente für und gegen alle möglichen Varianten diskutiert. Was mich dabei beunruhigt hat, ist nicht nur die Sorge um die Zukunft des EVZ und des Schweizer Eishockeysports. Am meisten beunruhigt mich die Erkenntnis, dass die aktuelle Lage und die möglichen Konsequenzen der Corona-Einschränkungen für den Spitzensport und Vereine wie den EVZ von vielen, gerade von Politikern und Behördenvertretern, nach wie vor verkannt werden. Diesen Eindruck bestätigt, dass ich immer wieder Stammtisch-Argumente wie diese anhören muss: „Es ist ja nicht so schlimm, wenn ein paar Grossverdiener vorübergehend etwas weniger verdienen“. Oder: „Am Ende des Tages ist immer jemand da, der die Rechnungen bezahlen wird.“

Wollen diese Leute nicht wahrhaben, was auf dem Spiel steht? Was ein Profi-Sportklub beinhaltet? Müssen zuerst ein paar Klubs Pleite gehen, bis die Tragweite der Entscheidungen offensichtlich klar wird und dies dann auf der Titelseite landet?

Ja, im Profisport gibt es Athleten, die über eine beschränkte Zeit überdurchschnittlich gut verdienen. In einem Kader von 25 Spielern sind es aber nur wenige und viele andere verdienen ganz normal. Hinter den Profis steht aber auch ein ganzer Wirtschaftsapparat mit Normalverdienern. Alleine bei den 12 National League-Klubs gibt es rund 4‘000 Arbeitslätze, die gefährdet sind. Beim EVZ sind es neben der ersten Mannschaft rund 100 Vollzeit- und über 300 Teilzeit-Angestellte, die es nicht mehr braucht, wenn die erste Mannschaft nicht spielen und der Klub nicht mit Zuschauern die nötigen Einnahmen erwirtschaften kann. Ganz zu schweigen von unserer Nachwuchsabteilung und der sportlichen und beruflichen Ausbildung „The Hockey Academy“, die ohne den Spitzensport nicht finanziert werden kann.

Wir leben nun schon seit bald einem halben Jahr im Ausnahmezustand. Unsere Mitarbeitenden tun alles dafür, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Obwohl die Playoffs ausgefallen sind und wir coronabedingt Mindereinnahmen von 1.6 Millionen CHF verkraften mussten, werden wir das abgelaufene Geschäftsjahr sogar mit einem kleinen Gewinn abschliessen – ohne Corona wäre es ein Rekordgewinn geworden! Kein Mäzenatentum hat hierzu geführt, sondern harte, ehrliche und erfolgreiche Arbeit im gesamten Klubumfeld. Der finanzielle Gewinn wäre in die Zukunft investiert worden und hier stehen wegweisende Projekte an, die wir nun zurückstellen mussten.

Für das nächste Geschäftsjahr sieht es anders aus. Da geht es für alle Vereine um das Überleben – vor allem dann, wenn weiterhin keine Grossveranstaltungen mit Zuschauern stattfinden können. Im EVZ kommen mit den Ticketing- / Hospitality- / Sponsoring- und Werbeeinnahmen rund 84% der Erträge direkt aus dem Spielbetrieb. Also, wie bitte soll ein Überleben im Spitzensport ohne Zuschauer sichergestellt werden können? Ich kann nur hoffen, dass dies zumindest von den an der Spitze unseres Landes stehenden Politikern erkannt und in ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigt wird. Wenn man aufgrund der Anzahl Infektionen zum Schluss kommen sollte, dass eine weitere Öffnung noch nicht drin liegt, dann müssen wir das akzeptieren. Natürlich steht auch für uns weiterhin die Gesundheit aller Beteiligten an erster Stelle und diese gilt es zu schützen – keine Frage. Dennoch appelliere ich an die Behörden, unter gewissen Bedingungen wieder Spiele mit Zuschauern zuzulassen. Es gibt dafür Konzepte und wir sind bereit, die Auflagen zu akzeptieren, sei dies beispielsweise, dass alle Zuschauer im Stadion eine Maske tragen müssen. Wenn man z.B. mit Tragen einer Maske zusammen mit 600 Personen über 6 Stunden in einem A-380 Flieger reisen kann, dann dürfte wohl auch ein 2.5 stündiges Eishockeyspiel in einer Arena mit Maske möglich sein.

Der wöchentliche Situationsbericht auf der Webseite des Bundesamtes für Gesundheit zeigt zudem sehr wohl auf, dass sich die Situation gegenüber März/April deutlich entspannt hat und nicht so dramatisch ist, wie sie von den Medien und gewissen Experten anscheinend gerne dargestellt wird. Die Zahl der schweren Fälle, der Hospitalisierungen, wie auch die Zahl der laborbestätigten Todesfälle sind seit vielen Wochen stabil und auf einem viel tieferen Niveau als im Frühjahr – werden aber nie erwähnt. Leider schaffen es die Medien lediglich, die Zahl der Neuinfizierten zu nennen und setzen diese nicht mal in einen Kontext mit der Anzahl der durchgeführten Tests. Ich lese die gleiche Statistik und diese stimmt mich positiv - die Situation hat sich stark entspannt und eine weitere Öffnung sollte durchaus vertretbar sein.

Wir brauchen Spiele mit Zuschauern, um zu überleben. Und es braucht hierfür alle 12 Klubs, damit die Liga funktioniert. Wenn dies nicht möglich ist, kann der Betrieb unseres KMU nur noch mit staatlichen a-fonds-perdu Beiträgen am Leben erhalten werden. Wir wollen dies nicht und ich wünsche mir, dass es nicht soweit kommen muss!

Sportliche Grüsse
Patrick Lengwiler, CEO EVZ

 
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