Patrick Lengwiler spricht über die Folgen der neu angeordneten Schutzmassnahmen für den EVZ.
Der Bundesrat zieht die Schraube im Umgang mit dem Coronavirus wieder an. Geisterspiele statt Hockeyfeste. Sie sprechen von einem Lockdown. Warum?
Der Bundesrat hofft, mit seinen angeordneten Massnahmen einen zweiten Lockdown zu verhindern. Nur bedeuten genau diese Massnahmen für uns bereits den zweiten Lockdown. Wir erhalten gar keine Chance, irgendwelche Erträge zu generieren. Spiele ohne Zuschauer sind sportlich trostlos und finanziell verheerend.
Nach dem exponentiellen Anstieg von corona-infizierten Personen war die Verbannung der Zuschauer aus den Sportstadien aber die logische Folge.
Ja, das ist für mich aus gesundheitspolitischen Gründen absolut nachvollziehbar. Ich möchte jedoch festhalten, dass die Schutzkonzepte sehr gut funktionierten. Wir haben in der Bossard-Arena drei Heimspiele ausgetragen. Die Zuschauer haben sich vorbildlich verhalten, die Behörden waren voll des Lobes. Wir haben insgesamt 300 000 Franken in die Umsetzung des Schutzkonzepts anhand der Vorgaben des Bundesrats investiert, damit es nach nur drei Spielen schon wieder widerrufen wird. Das ist nur frustrierend.
Soziale Kontakte sollen heruntergefahren werden. In Restaurants dürfen beispielsweise nur noch vier Personen gemeinsam am Tisch sitzen. Da liegt es doch auf der Hand, dass nicht mehr Tausende Fans in ein Stadion strömen können.
Nochmals, es ist für uns verständlich, dass die Infektionszahlen gebremst werden müssen. Der Bund ist aber nicht nur bei den Entscheidungen in Bezug auf die aus gesundheitlichen Gründen notwendigen Schutzmassnahmen, sondern auch in Bezug auf die Eindämmung des wirtschaftlichen Schadens in der Verantwortung. Nur Restriktionen ohne finanzielle Unterstützung sind nicht akzeptabel. Und wir haben seitens Bund bis dato überhaupt keine Hilfe erhalten. Es heisst, gemeinsam durch die Krise – für uns heisst dies wohl alleine, ohne den Bund.
Der Spielbetrieb wird vorerst bis am 1. Dezember fortgesetzt. Somit können die Fans wenigstens vor dem Fernseher mit ihren Lieblingen mitfiebern. Biel, Lausanne und Sie votierten aber für einen Unterbruch. Warum wollen Sie den Fans auch noch das wegnehmen?
Wir nehmen niemandem etwas weg. Wir wollten unterbrechen, damit wir eine Chance haben, ihnen später das zu geben, was sie verdienen. Es sind unsere Saisonkartenbesitzer, Fans, Sponsoren und Gönner, welche mit ihren finanziellen Beiträgen 84 Prozent unserer Einnahmen finanzieren. Dies für einen Spielbesuch, nicht am Fernseher.
Es ist aber derzeit schwer vorstellbar, dass sich die epidemiologische Lage im Dezember oder Januar verbessert.
Da haben Sie leider recht. Vielleicht sollte man daher aber auch mal seitens Bund eine klare, konsequente und faire Haltung einnehmen.
Wie meinen Sie?
In vielen Staaten sind Grossanlässe seit vielen Monaten und wohl auch noch für viele weitere Monate verboten. Der Staat unterstützt dort aber auch diese Institutionen mit einem hohen Prozentanteil der entgangenen Einnahmen, damit es diese Unternehmen nach Covid-19 noch gibt. Die aktuelle Politik in der Schweiz will möglichst wenig einschränken, damit man als Staat auch möglichst wenig bezahlen muss. Es führt zu hohen Infektionszahlen und zu hohen volkswirtschaftlichen Schäden, und diese zu Lasten der Unternehmen.
Darlehen für Klubs sollen ab dem 1. Dezember an die Klubs fliessen. Sie fordern aber A-fonds-perdu-Beiträge vom Staat. Warum soll die Öffentlichkeit Geldgeschenke an Profiklubs machen?
Die bundesrätlichen Massnahmen entziehen uns vollständig die Existenzgrundlage. Letztlich ist diese Forderung die Konsequenz aus diesen neuerlichen Entscheidungen. Die Darlehen basierten auf der Grundlage, dass wir vor zwei Drittel eines Sitzplatzstadions spielen können. Nun ist wieder alles anders. Es hat Grenzen, was wir selber tragen können. In der Kultur sind richtigerweise A-fonds-perdu-Beiträge geflossen, ich weiss nicht, wieso wir anders behandelt werden.
Auch ohne Corona schreiben viele Eishockeyklubs über Jahre rote Zahlen. Und die Spielerlöhne sind nach oben geschnellt. Die Klubs haben es verpasst, Leitplanken zu setzen. Wäre da nicht mehr Selbstkritik angebracht, statt zu jammern und Geld zu fordern?
Ich spreche für den EVZ: Wir haben die Löhne immer aus den Einnahmen erwirtschaftet und haben wirtschaftlich erfolgreich gearbeitet. Was wirft man uns genau vor? Leider wird der Profisport in der Politik wie am Stammtisch nur auf wenige Topsportler respektive deren Löhne reduziert. Der gesellschaftspolitische Wert des Spitzensports ist hoch. Wir haben aber keine Lobby in Bern. Hier müssen wir selbstkritisch sein.
Sie kritisieren die Ungleichbehandlung bei der Kurzarbeit zwischen Sport und anderen Wirtschaftsbranchen. Erklären Sie.
Nach dem Lockdown im Frühling durfte die Mannschaft ab dem 11. Mai wieder trainieren. Auch wenn es nur eine Stunde pro Tag war: Von diesem Zeitpunkt konnten wir keine Kurzarbeitsentschädigung mehr geltend machen. Die Kurzarbeit wurde mit der Begründung beendet, die Spieler könnten ihrer Tätigkeit nun ja wieder nachgehen. Es sei irrelevant, ob wir vor Zuschauern spielen können. Dass der Zweck unserer Organisation nicht nur aus Trainieren, sondern vor allem aus den Ernstkämpfen vor zahlenden Zuschauern besteht, wird verkannt.
Am Mittwoch hat es einen virtuellen runden Tisch mit Vertretern des Sports und Sportministerin Viola Amherd gegeben. Wie gross ist Ihr Optimismus, dass der Staat die Profiklubs mit Subventionen unterstützt?
Gering. Es braucht erst einen Knall, einen Klub, der sich nicht mehr über Wasser halten kann, damit der Politik die gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz des Sports vor Augen geführt werden und sie handelt. Für mich ist dies unverständlich, ein beispielloses Desaster.
Kommt der EV Zug ohne Entlassungen von Mitarbeitern durch die Krise?
Das ist unser Ziel. Wir werden hierfür kämpfen.