Nach 10 Jahren kehrt Nationalspielerin Lara Stalder in ihre Heimat zurück und schliesst sich dem neu gegründeten Frauenteam des EVZ an. Die 28-Jährige hat in Zug Grosses im Sinn.
Sie gilt als eine der besten Spielerinnen der Welt, stellte in der vergangenen Saison in der höchsten schwedischen Liga einen neuen Punkterekord auf und ist Captain der Schweizer Nationalmannschaft. Mit ihren 28 Jahren ist Lara Stalder im besten Eishockeyalter – und doch wechselt sie auf die kommende Spielzeit hin in die SWHL B zum EVZ. Von einer der besten Ligen überhaupt in die zweithöchste Schweizer Liga – in rein sportlicher Hinsicht ein Rückschritt. Wieso hat sich Lara Stalder zu diesem Schritt entschlossen? «Aus voller Überzeugung», sagt die Stürmerin. «Ich habe hier die Chance, etwas zu bewegen.»
Ausschlaggebend für ihren Entscheid ist die Lancierung des Women & Girls Programm. Der EVZ hat es sich zum Ziel gemacht, mit einer nachhaltigen Strategie gezielt auf die Förderung von Mädchen zu setzen und Fraueneishockey in der Schweiz als Leistungssport zu etablieren. In der kommenden Saison startet nicht nur das Frauenteam in der SWHL B in die Meisterschaft, für die Jüngsten wird in Zug auch eine Hockeyschule speziell nur für Mädchen gegründet. «Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, die Strukturen im Fraueneishockey in der Zentralschweiz mitaufzubauen. Der EVZ verfolgt die gleichen Ziele und Visionen wie ich – es passt perfekt», sagt Stalder. Den Umweg über die SWHL B nehme sie dafür gerne in Kauf.
Die Möglichkeit, mit einem Frauenteam in semiprofessionellen Strukturen spielen zu können, das sei in der Schweiz revolutionär. «Ich kenne dies aus den USA und Schweden und habe immer davon geträumt, eines Tages nach Hause zurückzukehren und hier halbprofessionell spielen zu können. Ich freue mich riesig, dass dieser Traum nun Wirklichkeit wird.» Die Rückmeldungen auf ihren Entscheid seien ausschliesslich positiv ausgefallen. «Mich haben über Social Media und Whatsapp unzählige positive Nachrichten erreicht. Es ist enorm schön zu sehen, wie sich alle für mich freuen.» Das riesige öffentliche Interesse an diesem Projekt habe sie dennoch etwas überrascht. «Es freut mich aber natürlich enorm und zeigt, dass der EVZ damit etwas ausgelöst hat.»
Es ist ein noch weiter Weg zu gehen
Lara Stalder ist sich aber auch bewusst, dass noch ein weiter Weg vor ihr und dem EVZ liegt, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. In sportlicher Hinsicht ist das erklärte Ziel in der ersten Saison der sofortige Aufstieg in die Women’s League. Es geht ihr in erster Linie aber darum, eine Bewegung auszulösen und das Mädchen- und Fraueneishockey in der ganzen Schweiz gezielt zu fördern. Für sie ist klar, dass andere Klubs dem Beispiel des EVZ folgen müssen. «Wenn wir etwas verändern wollen, dann braucht es diese Leuchttürme und die Strahlkraft der grossen National League Clubs, nicht nur für die Zentralschweiz, sondern auch für alle anderen Regionen der Schweiz.» Im Vergleich mit den Vorbildern aus den USA und Schweden fehle in der Schweiz die Breite an Spielerinnen. Man müsse mehr Mädchen fürs Hockey begeistern und ihnen Perspektiven bieten. «Dafür braucht es die entsprechenden Strukturen wie Hockeyschulen für Mädchen und reine Mädchenteams.»
Eines ist klar: Lara Stalder und der EVZ haben Grosses vor. Bis 2029/30 will der Klub Mädchenteams auf allen Stufen stellen und mit dem Frauenteam den ersten Schweizer Meistertitel in der höchsten Spielklasse feiern. Stalder geht gar noch einen Schritt weiter: «Ich glaube daran, dass wir hier das Potenzial und die Rahmenbedingungen haben, um auf lange Sicht die beste Liga Europas zu werden.» Auf die gebürtige Luzernerin wartet aber auch ein neuer Lebensabschnitt abseits der Eishalle. «Ich war jetzt 10 Jahre im Ausland, das ist eine lange Zeit. Deshalb freue ich mich auch sehr darauf, dass ich wieder an einem einzigen Ort zu Hause sein werde, nahe bei Familie und Freunden bin und hier ein Leben aufbauen kann.»
Vorerst liegt Lara Stalders Fokus aber voll und ganz auf der Meisterschaft mit Brynäs IF. «Ich will mich unbedingt mit dem Meistertitel verabschieden, das ist mein grosses Ziel», sagt sie. Im April wird Stalder an den Weltmeisterschaften in Kanada im Einsatz stehen, bevor sie dann im Mai ihre neue Arbeitsstelle als semiprofessionelle Eishockeyspielerin beim EVZ antreten wird.