Ausländer, Frauenteam und höhere Ticketpreise

EVZ
Tuesday, 09.05.2023 // 09:38

EVZ CEO Patrick Lengwiler im Interview mit der Luzerner Zeitung.

Autor: Philipp Zurfluh

Mit ein paar Wochen Abstand, wie lautet Ihr Saisonfazit?
Patrick Lengwiler: Europäisch haben wir eine sehr gute Falle gemacht. In der Meisterschaft war es von Beginn weg ein Geknorze. Die Meisterjahre haben mental und physisch Substanz gekostet. Irgendwann frisst dich das auf. Viele Leistungsträger erreichten nicht ihre Bestleistung. Dafür haben wir gebüsst. Doch eine zu grosse Negativität möchte ich nicht zulassen. Es tut dem Schweizer Hockey gut, dass Genf zuoberst steht. Sie haben sich das mehr als verdient.

Hat sich der EVZ nach zwei Meistertiteln überschätzt?
(Überlegt.) Ich würde eher von Genügsamkeit sprechen, was man sich im Leistungssport nicht erlauben kann. Ich habe den totalen Erfolgshunger vermisst. Wenn man dreimal in Folge auf die Schnauze fällt, will man es allen beweisen. Und wenn du zwei Titel hintereinander gewonnen hast, fehlt dann vielleicht die letzte Konsequenz.

Im EVZ-Newsletter haben Sie geschrieben: «Es braucht eine saubere Analyse.» Ist diese schon geschehen?
Ich habe vor der letzten Saison intern folgende Frage gestellt: «Wie viel Veränderung braucht ein Team, das Erfolg hatte, um den Drive zu bewahren?» Zu diesem Thema haben wir viele Diskussionen geführt und allen war früh klar, nächste Saison braucht es frischen Wind. Wir haben nach dem Out bewusst entschieden, das Erlebte sacken zu lassen und erst im Mai eine tiefgründige Analyse durchzuführen.

Sie meinen, es gab vor der letzten Saison zu wenig Bewegungen im Kader?
Vielleicht. Wir hatten mit Tobias Geisser so etwas wie einen «Hometown Guy» und mit Brian O’Neill und Peter Cehlarik nur zwei neue Spieler. Nur wenige Veränderungen in einem Kader, welches im Jahr zuvor Grosses leistete.

Kostet das Halbfinal-Out den EV Zug viel Geld?
Nein. Wir hatten zwei Heimspiele mehr als budgetiert. Aber die ganze Saison war nicht zufriedenstellend. Wir hatten weniger anwesende Zuschauer in der Arena als andere Jahre. Das hatte starke Auswirkungen auf die Einnahmen bei der Konsumation.

Zweimal Meister und trotzdem weniger Fans. Ist auch bei ihnen ein Sättigungsgefühl eingetreten?
Vielleicht – es ist wohl ein Mix von Gründen. Einer davon sind die 52 Qualifikationsrunden, für meinen Geschmack zu viel.

Doch jedes Heimspiel spült dem EV Zug einen namhaften Betrag die Kasse.
Das ist die einfache Milchbüechli-Rechnung. Hätten wir 20 statt 26 Heimspiele, wäre die Auslastung höher und man könnte sich ein weniger breites Kader leisten, da die Erholung besser ist. Die Debatte, ob weniger Spiele sinnvoller wären, sollte man führen.

Sie wollen den Spielplan revolutionieren?
Nein, das habe ich nicht vor. Die Idee wird innerhalb der Liga nicht auf fruchtbaren Boden stossen, da mache ich mir keine Illusionen. Meine Idee soll ein Denkanstoss sein.

Es gab kritische Stimmen zur Personalpolitik von Sportchef Reto Kläy in der Ausländerfrage, zu Recht?
Wenn man die Genfer nimmt, sind sie auf den Ausländer-Positionen exzellent bestückt. Man kann nun mit dem Finger auf Reto zeigen, und bei ihm die Schuld suchen. Doch dieses Argument greift zu kurz. Tatsache ist: Unsere Schlüsselspieler, egal ob Ausländer oder Schweizer, haben zu wenig geliefert. Das ist die Wahrheit.

Bereuen Sie mittlerweile die Aufstockung von vier auf sechs Import-Spieler?
Wir haben sechs Ausländer, weil wir 14 Teams in der Liga sind. Wären wir noch bei 12 Teams, wären es immer noch vier Ausländer. Mit dieser Korrelation stellte man die Ausgeglichenheit sicher. Dieser Entscheid hat überhaupt nichts mit der umfassenden Ligareform zu tun, für welche ich mich einsetzte. Auch dort war eine Erhöhung geplant, der wichtigste Teil war aber die Einführung des Financial Fairplays und Kriterien für einen Ein- und Austritt in die Liga. Mit dieser Reform wären wir heute nicht bei 14 Teams, sie ist aber gescheitert. Wenn ein gewisser Kolumnist immer wieder erwähnt, der EVZ ist schuld an der Schwemme von Ausländern, ist dies schlicht unwahr. Aber Wahrheit ist ja nicht so spannend.

Aber die zusätzlichen Ausländer gehen auf die Kosten der jungen Spieler.
Das will niemand bezwecken. Wir haben in der Tat letzte Saison weniger auf Nachwuchsspieler gesetzt. Das wird in unserer internen Analyse ein sehr kritischer Punkt. Die Jungen hatten einen schweren Stand, es gab für mich zu wenig Wettbewerb.

Weshalb haben Sie nicht schon während der Saison Druck auf Sportchef und Trainer gemacht, junge Spieler zu forcieren?
Dass ich mit der Förderung von jungen Spielern nicht zufrieden war, wissen alle. Wenn man führt, kann man befehlen oder manchmal mit Fragen zum Denken und Handeln anregen.

Die Fans wollen doch die jungen Spieler gedeihen sehen und nicht ausländische und arrivierte Spieler.
Warum sind denn die am besten verkauften Trikots jene von Holden, Kovar, Hofmann und Co.? Ich bin der Meinung, wir haben in der Vergangenheit vieles gut gemacht und ich hüte mich davor, aufgrund des Halbfinal-Aus alles auf den Kopf zu stellen. Aber niemand soll gratis einen Platz bekommen. Von einigen jungen Spielern waren wir enttäuscht. Andererseits hätten gewisse Spieler mehr Eiszeit verdient gehabt.

Sie klingen selbstkritisch.
Es gibt Organisationen, die junge Spieler sehr vorbildlich eingesetzt haben, zum Beispiel der EHC Kloten, der eine Bereicherung für unsere Liga ist. In den letzten fünf Jahren haben wir hier Hervorragendes geleistet und den Spagat zwischen Erfolg und Nachwuchsförderung geschafft. Nicht so in der letzten Saison, uns ist weder das eine noch das andere gelungen.

Gegenüber dieser Zeitung sagten Sie im September 2022, Sie würden gerne mit nur fünf Ausländern in die Saison starten. Da waren Sie wohl zu blauäugig.
Das war eine provokative Äusserung. Die Liga ist extrem stark geworden. Leider ist die Denkweise in der Hockey-Schweiz nicht, dass man bis zu sechs Ausländer haben darf, sondern dass man immer das volle Kontingent auf dem Eis haben muss.

Zug ist keine Ausnahme...
Ich stehle mich nicht aus der Verantwortung. Als einzelner Klub aus diesem System ausbrechen, ist schwierig. Wenn wir die Einzigen wären, die nur mit vier oder fünf Ausländern antreten würden, dankt uns niemand. Ich bewundere die Schweden, die aus Überzeugung auf den Nachwuchs setzen, obwohl es keine Ausländer-Limitierung gibt.

Der EVZ kann bei den Salären mit den finanziell potentesten Klubs nicht auf Augenhöhe agieren. Fehlt das Geld für einen neuen Top-Shot?
Wir haben Top-Shots, sie heissen unter anderem Genoni, Kovar, Hofmann. Ihnen vertrauen wir. Wir können nicht einfach die Anzahl solcher Top-Spieler stets erhöhen.

Sie müssen den Geldhahn zudrehen?
Unser letztjähriges Team war rund 1,5 Millionen teurer als das Meisterteam vom Vorjahr. Die Erhöhung war notwendig, weil unter anderem Hofmann und Geisser unplanmässig aus Nordamerika zurückkamen. In zwei Schritten fahren wir die Kosten auf das Vorjahresbudget zurück, da wir dieses nicht einfach so stemmen können. 2021 und 2022 sind wir mit einem günstigeren Kader Meister geworden. Geld ist nicht alles, sonst hätten andere Klubs schon viele Pokale in ihren Vitrinen stehen.

Das Profi- sowie zwei Nachwuchsteams dürfen die Räumlichkeiten des OYM benutzen. Der EVZ lässt sich dies fürstliche 3 Millionen Franken pro Jahr kosten. Lohnt sich das?
Wir haben uns bewusst für diesen Weg entschieden. Es macht Sinn, in die Entwicklung von Athleten zu investieren. Aber klar, nur mit Athletik und Ernährung gewinnt man keine Spiele.

Das Gerücht macht die Runde, nächste Saison steigen die Ticketpreise.
Das ist richtig. Die Erhöhung ist moderat und liegt im einstelligen Prozentbereich.

Böse Zunge behaupten, die Preise müssen angehoben werden, um das Frauenteam zu subventionieren.
Das ist Quatsch und Stammtisch-Geplapper, genauso wie die Parole «das Frauenteam ist das Einzige, was noch zählt». Alles rund um das Frauenteam muss separat finanziert werden. Es ist ein grosser initialer Aufwand und viele Mitarbeitende engagieren sich hierfür.

Weshalb werden die Preise angehoben?
Es lässt sich nicht vermeiden. Wir müssen höhere Betriebs-, Energie- und Sicherheitskosten tragen.

 

 
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